Jeder kennt Infinitivformen von Verben:
verloren -> verlieren
gesprochen -> sprechen
Jedoch: Kennt Ihr den Infinitiv von „auserkoren“? auserkiesen… (noch nie gehört!)
Das kam mir schon mal unter und ich hatte im Kopf, dass es ein Scherz war, aber war es ja dann tatsächlich nicht. Es klingt so falsch. Ja, weil man es nicht kennt. Vorher auch nie gehört.
Ich bin ja dem Wortschöpfen nie ganz abgeneigt. Auch ich hatte auserkiesen schon mal irgendwo gelesen, fand es aber zu unhübsch, um es in meinen Wortschatz zu integrieren. Bauchgefühlsmäßig würde ich sagen, das „auserkoren“ aus derselben Kinderstube kommt wir Kür. Warum dann nicht als neu-deutschen Infinitiv „auserküren“ (wobei man sich das „auser…“ ja auch wieder schenken kann)? – Die Bedeutung von „kiesen“ ist übrigens ganz simpel „mit Kies bestreuen“.
Zum ersten Mal ist mir das starke Verb „kiesen“ begegnet in einem Donal-Duck-Comic, und zwar in einer wie immer kongenialen Übersetzung von Dr. Erika Fuchs. „Willst du mich erkiesen?“ Kiesen aus althd. kiosan (kosten, prüfen) wurde im 17. Jh. von „Küren“ verdrängt, ist vielmehr damit verschmolzen, denn Präs. „Ich kiese, du kiest“ ist im Präteritum „Ich kor, du korest“, also wählst, vergl. Kür, Kurfürst (der den Kaiser mitwählen darf), Walküre (die den tapferen Held auf dem Kampfplatz für Walhalla erwählt). Das schwache Verb „kiesen“ = mit kies bestreuen – ist nur ein zufälliges Homonym.
Vielen Dank für die tolle Erklärung, Jules.
Sieh mal an! Da war die Zeit, die ich in meiner Kindheit gedanklich in Entenhausen verbrachte, vielleicht doch nicht ganz vertan. 🙂
Sehr interessanter 20 Worte Beitrag! Ich musste nachzählen, ob das wirklich 20 Worte sind. Es passt tatsächlich. Gut gebrüllt, Löwe!
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Und hast Du das Wort „auserkiesen“ schon mal gehört? Mir war das überhaupt nicht geläufig, obwohl man „auserkoren“ ja doch recht oft benutzt…
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Gelesen. Hätte aber nicht mehr gewusst, wozu es gehört.
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Ja, man kann wirklich nicht darauf kommen, wozu es gehört!
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Das kam mir schon mal unter und ich hatte im Kopf, dass es ein Scherz war, aber war es ja dann tatsächlich nicht. Es klingt so falsch. Ja, weil man es nicht kennt. Vorher auch nie gehört.
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Du hast recht, es klingt irgendwie falsch…
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Ich bin ja dem Wortschöpfen nie ganz abgeneigt. Auch ich hatte auserkiesen schon mal irgendwo gelesen, fand es aber zu unhübsch, um es in meinen Wortschatz zu integrieren. Bauchgefühlsmäßig würde ich sagen, das „auserkoren“ aus derselben Kinderstube kommt wir Kür. Warum dann nicht als neu-deutschen Infinitiv „auserküren“ (wobei man sich das „auser…“ ja auch wieder schenken kann)? – Die Bedeutung von „kiesen“ ist übrigens ganz simpel „mit Kies bestreuen“.
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Ja, wenn man lediglich „auserkoren“ betrachtet, fragt man sich, wo das „s“ im Infinitiv herkommt. „Auserküren“ klingt wahrlich netter.
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Vielleicht sollte man aber doch lieber wählen statt zu küren oder zu kiesen. 😀
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Zum ersten Mal ist mir das starke Verb „kiesen“ begegnet in einem Donal-Duck-Comic, und zwar in einer wie immer kongenialen Übersetzung von Dr. Erika Fuchs. „Willst du mich erkiesen?“ Kiesen aus althd. kiosan (kosten, prüfen) wurde im 17. Jh. von „Küren“ verdrängt, ist vielmehr damit verschmolzen, denn Präs. „Ich kiese, du kiest“ ist im Präteritum „Ich kor, du korest“, also wählst, vergl. Kür, Kurfürst (der den Kaiser mitwählen darf), Walküre (die den tapferen Held auf dem Kampfplatz für Walhalla erwählt). Das schwache Verb „kiesen“ = mit kies bestreuen – ist nur ein zufälliges Homonym.
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Vielen Dank für die tolle Erklärung, Jules.
Sieh mal an! Da war die Zeit, die ich in meiner Kindheit gedanklich in Entenhausen verbrachte, vielleicht doch nicht ganz vertan. 🙂
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Oh, wow, dass der Kurfürst und die Walküre hier auch mit „reingehören“, ist wirklich interessant.
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Spontan hätte ich es mit „küren“ verbunden wobei mir das „kiesen“ im Laut durch das Niederländische „Kiezen“/wählen vertraut ist.
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Ah, ein Blick hinüber zu anderen Sprachen oder Mundarten ist immer wieder erkenntnisreich!
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